Jugend und Sex
Warum Jugend beim Sex nicht immer erstrebenswert ist
Gerade in der Midlifekrise suchen viele Männer (und auch immer mehr Frauen) etwas „Jüngeres“, um die verloren geglaubte Jugendlichkeit wiederzuerlangen. Doch sexuell führt dies nicht immer zum erwarteten Höhepunkt.
Ist der Mann fünfzig und sie dreißig, verläuft die Sache meist ohne Probleme. Auch eine 40-Jährige kann sich durchaus mit einem 30-Jährigen vergnügen. Im Grunde zählt nicht unbedingt das Alter, sondern die Erfahrung, und die ist eben größer, blickt man auf die eigene Schulzeit schon länger zurück. Schnappt sich nun ein Mann um die vierzig eine Frau, die gerade das Abitur bestanden hat und nicht bereits in den Kinderschuhen erotisch aktiv war, erfreut er sich zwar an ihrem tollen Körper, doch häufig nicht an der Sexualität.
Marko (46) erzählt: „Karina war wahnsinnig hübsch und sinnlich, neunzehn Jahre alt und eine Traumfrau. Natürlich hatten wir nicht viel gemein, was unsere Interessen betraf, aber darum ging es ja auch nicht. Ich wollte eine junge Frau an meiner Seite und geilen Sex. Doch Karina war sehr unerfahren, man musste sie behutsam an Sex heranführen. Vaginalverkehr war das Einzige, was sie kannte. Nun mag es für manche Männer toll sein, eine Beinahe-Jungfrau im Bett zu haben, aber ich liebe es doch eher, zur Sache zu kommen. Und zwar ohne große Einschulungen und Erklärungen. Petting – dieses Wort hatte ich vorher schon dreißig Jahre nicht mehr gehört – stand plötzlich wieder auf dem Programm und präsentierte sich mir nicht leidenschaftlich und experimentell, sondern einfach nur langweilig.“
Vergnügt sich eine ältere Frau mit einem sehr jungen Mann, wird die Angelegenheit meist noch unbefriedigender. Anja (43) hatte eine Beziehung zu einem Studenten, der gerade seinen zwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte, als sie ihn kennenlernte. „Jan war euphorisch, aufgeschlossen und wirklich einfühlsam, aber eben auch stürmisch und unbeherrscht, wie die Jugend nun mal ist“, erinnert sich Anja. „Sein Traumbody begeisterte mich, doch unser Liebesspiel währte immer nur kurz. Nach ein paar Minuten kam Jan – und die Sache war vorbei. Ja, er brachte mich dann mit Fingern oder Zunge zum Orgasmus, aber das war für mich, die ich sehr auf lange Ficks fixiert bin, nicht wirklich das Wahre. Nicht, dass Jan sich nicht bemüht hätte. Aber klar, ein älterer Mann kann eben auf viele Jahre Sex zurückblicken. Er hat einiges erlebt, ausprobiert und weiß, worauf es ankommt. Außerdem traut man sich bei ihm auch, ausgefallenere Wünsche zu artikulieren, während man bei einem Youngster doch eher zurückhaltend agiert, um ihn nicht überfordern.“
Wie Mark und Anja erläutern, ist ein jüngerer Partner nicht unbedingt gleichzusetzen mit leidenschaftlichem Sex. Außer dem männlichen Part kommt es nur darauf an, so schnell wie möglich den Höhepunkt zu erreichen. Aber diese Herangehensweise hat mit Erotik eher wenig zu tun. „Erotik, dabei geht es um die Raffinessen“, meint Sexualtherapeut Andreas. „Der reine Akt gerät zur Nebensache. Die Kunst der Sexualität fällt uns jedoch nicht in den Schoß, genauso wie ein Maler nicht beim ersten Versuch ein Gemälde von Weltruhm auf die Leinwand bringt. Je gefestigter die Persönlichkeit, je erfahrener und selbstbewusster, desto besser der Sex. Deshalb wird eine 50-Jährige sexuelle Befriedigung kaum mit einem 20-Jährigen erlangen. Der Unterschied ist einfach zu groß.“
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