Momente der Lust

Allein die Vorstellung von dem, was gleich passiert, lässt den Östrogenspiegel rasant steigen. Und Östrogen ist bei Frauen das Sexualhormon Nummer eins: „Es macht berührungs- und geruchsempfindlicher“, erklärt die Münchner Frauenärztin Dr. Beate Olerich. Das heißt: Bereits sein Körpergeruch macht jetzt Lust auf mehr.

DER MOMENT, IN DEM WIR INS SCHWITZEN GERATEN
Die Hüllen fallen, endlich nackt. Ein wenig Frösteln wirkt stimulierend. Man will in seine Arme und unter die Bettdecke. Und dann bewusst die Streicheleinheiten genießen, Geben und Nehmen.
Schönster Nebeneffekt: Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um gegen die Problemzonen-Diktatur zu rebellieren. „Das Hormon Testosteron sorgt dafür, dass ein Mann seine Partnerin in diesem Stadium sehr sexy findet und nicht auf irgendwelche Pölsterchen achtet“, so Olerich. Macht Liebe blind? Das nicht. Aber unwiderstehlich.

DER MOMENT, IN DEM ER EINDRINGT
Forscher fanden heraus: Schon wenn der Penis die Vagina berührt, steigt der Oxytocinspiegel noch einmal deutlich an. Oxytocin ist das „Kuschelhormon“, es wird ausgeschüttet, sobald wir schmusen, und in Verbindung mit Östrogen sorgt es dafür, dass wir ihn in uns spüren wollen. Nichts macht jetzt mehr an, als erst mal still zu liegen, den Beckenbodenmuskel anzuspannen und seinen Penis quasi zu umarmen. Bewusstes Workout für den Scheidenmuskel sorgt für gute Durchblutung, und die unterstützt unsere Orgasmusfähigkeit. Und kann so mehr bewirken als jeder Stellungskrieg beim Kamasutra.

DER MOMENT, IN DEM ETWAS SCHIEF LÄUFT
Sex kann aufregend animalisch sein. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es im Schlafzimmer tierisch ernst zugehen muss. Etwa, wenn Ihre Katze auf seinen Rücken springt. Oder ein lustiges Geräusch Sie plötzlich beide hemmungslos grinsen lässt. Es ist ein Zeichen von Vertrautheit, wenn ein Paar im Bett auch lachen kann. Das zeigt dem Partner: Ich liebe dich, wie du bist. Ich bin auf deiner Wellenlänge. Und, was noch viel wichtiger ist: „Lachen schüttet Endorphine aus“, so Olerich. Und diese Glücks-Moleküle regen unseren Appetit auf noch mehr Sex an und sorgen schon allein deshalb für Action im Bett, weil sie uns Lust auf Bewegung machen.

DER MOMENT, WENN ER KOMMT
Sicher, ein gleichzeitiger Orgasmus kann unvergesslich schön sein. Aber stimulierend ist auch, wenn Sie sich jetzt nur auf ihn konzentrieren und ihm genießerisch dabei zusehen. Und spüren, dass einzig und allein Sie es sind, die dahinter steckt. Was kann schöner sein als das?

DER MOMENT, BEVOR SIE KOMMEN
Unmöglich, noch eine Sekunde länger zu warten. Er spürt es und hält die letzten Meter vor dem Gipfel noch einmal inne. Spannt Sie zärtlich auf die Folter. Fast noch aufregender als das, was kommt. Sie fühlen sich ihm so nah, dass Sie am liebsten unter seine Haut kriechen würden. Weil Sie wissen: Gleich kann ich mich unbesorgt fallen lassen.

DER MOMENT, IN DEM SIE SICH VONEINANDER LÖSEN
Sie haben alles geteilt: Erregung, Hingabe, Höhepunkt, Kuscheln. Es ist schön, die Kontrolle zu verlieren, sich in der Ekstase zu vergessen, und einander nah zu sein. Aber es ist auch faszinierend, sich selbst wieder zu spüren, während Sie in seinen Armen liegen. Und bewusst zu erinnern, wie beglückend und berauschend dieses ganz besondere „Wir“-Gefühl war.

DER MOMENT, IN DEM SIE HELLWACH SIND
Sex macht Männer müde. Dafür sorgt das Hormon Testosteron, es bringt sie dazu, sich erst mal absondern zu wollen. Eine Laune der Natur: Der Penis fordert erst mal eine Pause. Frauen hingegen sind nach dem Sex häufig hellwach. „Dafür ist das Fit-Hormon Serotonin verantwortlich“, meint Olerich. Beim Orgasmus schnellt auch der PEA-Spiegel in die Höhe. PEA, genauer: Phenyläthylamin, ein körpereigener Glücksstoff. Er gilt als Lustverstärker, steckt u.a. in Diätlimonade und Pralinen. (Hatten Nonnen deshalb früher Schokoladenverbot?) Was bedeutet: Die Entdeckungsreise zu den „Best of“ der erotischen Momente kann neu beginnen. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.