Transgender
Wenn der Körper nicht zur Seele passt - Auf der Suche nach Geschlechtsidentität
Stellen Sie sich vor, Sie leben als Mann in unserer Gesellschaft. Sie gehen jeden Tag zur Arbeit, abends ins Pub, joggen, lieben Musik – alles ganz normal. Bis auf eine Kleinigkeit: Statt Hosen zu tragen, würden Sie sich lieber in Röcke kleiden. Doch dies ist nur die Spitze des Eisbergs. Sie fühlen sich weiblich, stecken jedoch in einem männlichen Körper, aus dem es kein Entrinnen gibt. Ein Albtraum, der für nicht Betroffene kaum nachzuvollziehen ist. Menschen, deren physische Merkmale dem männlichen Geschlecht entsprechen, deren Empfindung allerdings weiblich ist und die dem weiblichen Geschlecht auch körperlich angehören wollen, leiden an einer Geschlechtsidentitätsstörung. Auch der umgekehrte Fall, also dass Frauen sich als Männer fühlen, ist möglich. Man bezeichnet beide Formen als Transsexualismus oder Transsexualität (teilweise auch als Transgender) und unterscheidet dabei Frau-zu-Mann-Transsexuelle, Frauen, die männlich werden wollen, und Mann-zu-Frau-Transsexuelle, Männer, die sich dem weiblichen Geschlecht annähern.
Manchmal kommt es zu Begriffsverwirrungen, da in früheren Jahren das körperliche Merkmal der von Transsexualität Betroffenen hervorgehoben wurde. Ein Mann, der sich als Frau empfand, wurde als transsexueller Mann bezeichnet, während er heute in der Fachliteratur als Transfrau gilt. Die psychische Einstellung wird nun also in den Vordergrund gerückt und als entscheidend betrachtet. Haben transsexuelle Personen eine Geschlechtsanpassung hinter sich, bezeichnen sie sich meist nur mehr als Mann oder Frau, eben als jenem Geschlecht zugehörig, nach dem sie so lange gestrebt haben und das ihnen durch ihren Körper verwehrt wurde. Häufig findet man auch die englischen Begriffe He-She oder She-He.
Der Albtraum, nicht dem Geschlecht anzugehören, dem man eigentlich angehören möchte, kann selbst von den Medizinern und Sexualforschern nicht auf bestimmte Ursachen zurückgeführt werden, obwohl die Wissenschaft sich schon seit Jahren mit diesem Phänomen beschäftigt. Dass die Psyche eine große Rolle spielt, ist allgemein anerkannt, doch bis heute konnten keine Gesetzmäßigkeiten definiert werden, die auf die Mehrzahl der transsexuellen Menschen zutreffen würden. Auch Hinweise auf Ursachen im Bereich der Sexualhormone liegen vor – doch es handelt sich eben nur um Mutmaßungen, die erst durch weitere Forschung bestätigt werden müssen. Ein Zusammenspiel physischer und psychischer Komponenten ist ebenfalls denkbar.
Hat man sich den Ursachen der Transsexualität auch noch nicht wirklich genähert, so ist die Behandlung dieser Geschlechtsidentitätsstörung doch schon sehr ausgereift. Nach intensiver psychologischer Beratung steht allen Männern und Frauen, die sich im falschen Körper befinden, eine Geschlechtsumwandlung offen, die ihr äußerliches Erscheinungsbild dem inneren Empfinden annähert und so ein Leben ohne ständige Zerrissenheit ermöglicht.
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