Treue Frau?

Biologisch betrachtet ist die Treue unzweckmäßig. Sie verhindert die Neumischung des genetischen Materials.
Es ist allgemein bekannt, dass Männer das schon längst begriffen haben. Doch wie sieht es beim weiblichen Geschlecht aus? Entgegen der öffentlichen Meinung stehen Frauen den Männern in Sachen Seitensprung in nichts nach. Sie sind damit maßgeblich an der Optimierung des Evolutionserfolges beteiligt.


Die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Der Biologe Robin R. Baker hat es ans Licht gebracht. Seine Studien zeigen, was eigentlich niemand hören wollte. Auch Frauen sind untreu, und das nicht zu knapp.
Es besteht eine große Kluft zwischen dem Treuebedürfnis und dem realen Alltag. Laut Umfragen der deutschen Meinungsforschungsinstitute nimmt die Treue bei 70 Prozent der Befragten als angestrebtes Lebensziel den ersten Platz ein. Doch in der Wirklichkeit sieht es ganz anders aus. 72 Prozent aller Verheirateten gehen mindestens einmal während der Ehe fremd. Bei den Frauen sind 65 Prozent untreu, bei den Männern 72 Prozent. Der einzige Unterschied besteht darin, dass Frauen bisher noch nicht mit der gleichen anerkannten Selbstverständlichkeit gegen das Treueideal verstoßen können. In den Köpfen der Öffentlichkeit gilt der Seitensprung immer noch als Männerdomäne.
Die drei Phasen im Sexualleben der Frau
Robin Baker hat nun damit aufgeräumt und die Treue in ein völlig neues Bild gerückt. Biologisch betrachtet ist die Treue weder sinnvoll, noch wird sie praktiziert. Auch nicht von Frauen! Der Wissenschaftler beschäftigte sich mit der Fragestellung, ob - und wenn ja - wie die Spermienqualität von Frauen geprüft wird.

Baker unterscheidet 3 Phasen im sexuellen Leben einer Frau. Die junge noch ungebundene Frau befindet sich in Phase 1, der Zeit der Partnersuche. Dieser Lebensabschnitt ist dadurch gekennzeichnet, dass die häufiger wechselnden Partner nach bestimmten Auswahlkriterien bestimmt werden. Wichtig sind dabei Attraktivität - gemessen an der körperlichen Symmetrie des Mannes -, Experimentierfreude und Potenz. Letztere stehe direkt proportional zur Hodengröße. Spermien erhalten demnach also nicht zufällig eine Chance zur Fortpflanzung, sondern aufgrund bestimmter Voraussetzungen ihres Spenders.

In Phase 2 befindet sich die Frau in einer festen relativ treuen Beziehung. In Phase 3 hingegen entwickelt sie einen Hang zum Fremdgehen nach, aber auch während längerer, fester und relativ treuer Beziehungen. Als Schlussfolgerung daraus ist es gut möglich, dass das erstgeborene Kind in einer bestehenden Ehe noch aus der Endphase 1 stammt und die späten Kinder gerne schon mal Seitensprungkinder der Phase 3 sind. Bei Kind Nummer 2 hingegen ist mit ziemlicher Sicherheit der "amtierende" Vater auch biologischer Vater.
Die Untreue der Frau im Dienste der Evolution
Laut Baker betreiben Frauen der Phase 1 und 2 bisweilen ein regelrechtes "Gen-Shopping". Da nicht immer der momentane Lebensabschnittsgefährte als Vater geeignet ist, suchen sich Frauen unbewusst Sexualpartner aus, die eher einen optimalen Evolutionserfolg versprechen. Die Zahl der durch "Gen-Shopping" gezeugten Kinder liegt bei nicht zu vernachlässigenden 4 Prozent aller Geburten. Hierbei scheinen tatsächlich Urinstinkte das weibliche Sexualverhalten zu bestimmen.
Untersuchungen über die Weitergabe von Erbkrankheiten oder deren scheinbar plötzliches Auftreten in einer Familie bestätigen Bakers Studien. Etwa jedes zehnte Kind entstammt nicht der momentanen Partnerschaft der Mutter.

Treue ist also tatsächlich ein eher selten auftretendes Phänomen. Im Tierreich, wie beim Menschen. Sowohl beim Mann, wie aber auch bei der Frau. Für den Fall, dass damit jetzt Ihr Weltbild zerbricht, trösten Sie sich einfach damit, dass die Treue naturwissenschaftlich betrachtet ohnehin keinen Sinn macht. Hier gilt es den Genpool eifrig zu mischen. Die Treue steht dem Gesetz der Evolution also nur im Wege.