Nimm mich!
Nimm mich!
Sex und Erotik bedingen gegenseitiges Nehmen und Geben. Nur selten agiert der Eine, während der Andere erduldet – außer im BDSM. Jedoch auch viele Frauen, die keine Anhänger schmerzhafter Praktiken sind, hegen Gewaltfantasien. Eine der häufigsten davon: die Vergewaltigung.
Warum träumen Frauen von einem Übergriff, der in der Realität Grauen hervorruft und nicht selten ein Trauma hinterlässt, das nie ganz überwunden werden kann? Michaela (32) erklärt sich ihre Fantasie so: „Ich glaube, weil mir in diesem Fall einfach jede Handlungsmöglichkeit genommen wäre. Ich stelle es mir unheimlich animalisch vor, reduziert auf mein Frausein. Vielleicht auch gezwungen, Dinge zu machen, die ich zwar ohnehin gern machen möchte, die mir aber irgendwie schmutzig erscheinen.“
Ausgelebt hat Michaela diesen erotischen Wunschtraum allerdings noch nicht, im Gegenteil zu Brenda (38). Irgendwann konfrontierte sie ihren Mann Albert (45) mit dieser Vorstellung und erntete anfangs völliges Unverständnis. „Wie ich, die ich eine solche Kuschelmaus bin, plötzlich Verlangen nach einem solchen Akt haben konnte, verstand Albert nicht. Ich erklärte ihm, dass es dabei ja um ein Spiel ginge, das mit meinem Einverständnis gespielt würde – eine inszenierte Vergewaltigung oder, wenn er vor dem Wort zurückschreckte, was er offensichtlich tat, ein Nehmen, ein Zugreifen.“
Albert benötigte einige Zeit, um sich an diesen Gedanken zu gewöhnen, doch eines Abends fragte er genau nach, wie Brenda sich die Details einer solchen Inszenierung vorstellte. Und schließlich wurde aus Brendas Fantasie Wirklichkeit, eine arrangierte Wirklichkeit wohlgemerkt. „Es war wahnsinnig geil“, erinnert sich Brenda. „Albert streichelte mich nicht, küsste mich nicht, sondern drängte mich aufs Sofa und riss mir die Kleider halb vom Leib. Dann drang er in mich ein, kniff meine Brustwarzen. Ich fühlte mich überwältigt, aber auch irgendwie wahnsinnig begehrenswert.“
Seitdem setzen die beiden Brendas Fantasie häufiger in die Tat um und bereichern damit ihr Sexleben.
Doch nicht immer wird die Verwirklichung einer Vergewaltigungsfantasie lustvoll erlebt. Vorstellungen unterscheiden sich eben doch sehr stark von der Realität. Eine Freundin Brendas empfand das „Genommenwerden“, das sie so oft als Onanievorlage gewählt hatte, in der Situation selbst als völlig abtörnend. „Ich hatte mir das alles ganz anders vorgestellt. Nicht den Ablauf an sich, der war schon in Ordnung, aber das Gefühl dabei. Meine Gedanken kreisten nur um Beschmutzung und Erniedrigung. Man sollte verdammt vorsichtig sein bei solchen Dingen! Vor allem sollte man sich nicht von seinem Partner überreden lassen, es zu versuchen, wenn man nicht davon überzeugt ist.“
Vergewaltigungsspiele sind eine heikle Sache. Manchmal ist es doch besser, sich an einer Fantasie zu ergötzen, ohne sie einer Realitätsprobe zu unterziehen.