Die Liebe im Büro
Laut Meinungsforschungsumfragen entstehen über ein Drittel aller Ehen aus Arbeitsplatzkontakten. Jede fünfte Frau in der Altersgruppe 20 bis 35 hatte bereits eine Beziehung im Büro. Auch Prominente sind nicht gefeit vor Amors Pfeil am Arbeitsplatz. Ob Bill Gates, Oskar Lafontaine, Gregor Gysi oder die Moderatorin Barbara Eligmann, sie alle fanden ihre große Liebe während der Arbeitszeit.
Warum funkt es so oft im Büro?
Verwundern muss diese Tatsache nicht, vor allem in einer Zeit, wo gerade die (vor sexueller Energie strotzenden) Berufseinsteiger eine 50 bis 60 Stundenwoche hinlegen. Die Freizeit bleibt auf der Strecke, das Büro wird zweite Heimat. Es ersetzt den Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis. Früher konnte man seinen Partner bei Freizeit- oder Vereinsaktivitäten kennen lernen. Bleibt aber keine Zeit mehr für Hobbys, verlagert sich auch das Privatleben mehr und mehr auf die Arbeitsstelle.
An keinem anderen Ort als dem Arbeitsplatz hat man die Möglichkeit andere Menschen so gut kennen zu lernen. Mit den Kollegen verbringt man die meiste Zeit des Tages. Bei der gemeinsamen Arbeit lernt man sich aufeinander einzustellen und dem anderen zuzuhören. Lange vor dem ersten Flirt kennt man den Charakter, besondere Vorlieben, persönliche Stärken und Schwächen des zukünftigen Partners ganz genau. Man ist bereits ein wohl erprobtes Team bevor es privat wird. Dies ist für Psychologen auch der Grund, warum am Arbeitsplatz geknüpfte Beziehungen langlebiger sind als Zufallsbekanntschaften.
Wie steht der Arbeitgeber zum Büroflirt?
Für den Arbeitgeber muss die Liebe am Arbeitsplatz keinesfalls ein Nachteil sein. Ganz im Gegenteil. Verliebte Angestellte kommen hoch motiviert, gut gelaunt und pünktlich ins Büro, machen gerne Überstunden - sind also produktiver. Japanische Firmen haben das längst erkannt und firmeneigene Heiratsinstitute gegründet. Aber auch US und europäische Firmen werden den Firmenflirt betreffend immer liberaler und sehen darin nicht mehr einen strikt zu unterbindenden Verstoß gegen die Unternehmensetikette.
Die Sexforscherin Shire Hite bestätigt, dass gute Teams oft eine erotische Komponente haben. Liebe am Arbeitsplatz darf aber auf keinen Fall mit sexueller Belästigung verwechselt werden. Bei der sexuellen Belästigung steht das Ausspielen einer Machtposition im Vordergrund. Das Opfer soll dabei beruflich in Schach gehalten werden. Mit gegenseitiger erotischer Anziehung hat das nichts zu tun.
Chef-Mitarbeiter-Liaison
Kritisch kann es allerdings werden, wenn die zwei Liebenden verschiedenen hierarchischen Stufen angehören. Schnell kocht dann die Gerüchteküche eventuell neidvoller Kollegen und es wird leicht behauptet, dass die betreffende Person durch diese Beziehung ihre beruflichen Interessen durchsetzen möchte. Ein Chef-Mitarbeiter-Verhältnis ist eine äußerst delikate Angelegenheit, die äußerstes Fingerspitzengefühl erfordert. Nicht immer klappt diese Gratwanderung. In dem Fall ist es klüger die Abteilung zu wechseln. Wie bei gleichrangigen Beziehungen unter Kollegen, gilt bei der Liaison zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter erst recht, dass man sich der Beziehung sicher sein sollte, bevor man damit an die Öffentlichkeit geht. Ewig verheimlichen lässt sich die Liebe vor den äußerst wachsamen Augen der Kollegen allerdings nicht. Um den Neid der Kollegen nicht noch zu schüren, sollten Sie auf jeden Fall öffentliches Geturtel und intime Geständnisse vermeiden. Plaudern Sie gegenüber ihrem Partner keine Firmengeheimnisse aus. Vermeiden Sie Begünstigungen von Ihrem Lover. Treten Sie nicht ständig im Doppelpack auf. Kommt es einmal zum Streit, vermeiden Sie Auseinandersetzungen vor Kollegen.
Auch privat sind Chef-Mitarbeiter-Partnerschaften problematischer als Beziehungen unter Kollegen. Die stark hierarchische Arbeitsbeziehung verhindert oft eine wirklich gleichwertige Partnerschaft außerhalb der Firmenwände.