Casanova!

Sein Name ist das Synonym für Verführung. Seine Erfolgsbilanz in Zahlen: 132 Frauen (und die meisten wollten gleich noch mal). Sein Geheimnis: Disziplin. Befolgen auch Sie Casanovas zehn Gebote.
Vom Meister lernen
Er nahm die Frauen im Sturm und konnte jede haben. Dabei war er kein Eroberer im herkömmlichen Sinn. Nein, er zelebrierte jedes Liebesabenteuer wie einen Gottesdienst. Frauen waren seine Religion, und der Sex mit ihnen überirdisch – berichten zumindest einhellig die Frauen, die ihn erleben durften. Dabei war Giacomo Casanova, Chevalier de Seingalt (1725–1798), mit seiner riesigen Nase, seiner fliehenden Stirn und dem verquollenen Gesicht nicht gerade das, was man als attraktiv bezeichnet hätte. Doch was viel mehr zählte, war sein Verhalten, sein Benehmen. Die Art, wie er verführte, seine erotische Finesse. Das machte ihn so mächtig. Und davon kann man lernen, auch heute noch. Welcher Mann möchte nicht so sein wie Casanova – umschwärmt, verführerisch, erfolgreich? Und vor allem: Welche Frau möchte nicht von so einem Mann geliebt werden? Casanova ist bis heute das Vorbild für jeden Mann, der Sex als Kunst und die Frauen als ihre schönsten Werke versteht. Seine zehn Gebote der Verführung haben ihre Gültigkeit bis heute bewahrt. Frauen werden weich durch Komplimente, erregt von Zärtlichkeit, ehe sie uns Männern schließlich bezaubert ihr «köstliches kleines Etwas» ausliefern, wie Casanova es damals nannte. Um das Verführ-Genie des Chevaliers zu verstehen, erklären wir seine Vorgehensweise anhand eines Beispiels. Es handelt sich um ein Verführungs-Dinner, das Casanova im August 1753 in Venedig veranstaltete. Er war zu diesem Zeitpunkt 28 Jahre alt und traf sich mit einer bildschönen Nonne, die ihn schon länger reizte. Zwei Stunden lang flirteten und spielten die beiden miteinander, ließen die erotische Spannung zum absoluten Siedepunkt kommen. Schließlich gestand ihm die Nonne, sie hätte nun einen «Appetit» entwickelt, der dem wunderbaren Essen alle Ehre machen würde. Na dann…
Planen
Für das heimliche Treffen mit der süßen kleinen Nonne mietete Casanova extra ein elegantes Haus mit fünf erlesen möblierten Räumen. Am Abend zuvor probierte er alleine das gesamte Menü durch, kritisierte und verbesserte es. Zur Liebesnacht selbst holte er die Herzdame dann galant ab, als ihre Gondel einlief, und geleitete sie an seinem Arm über einen von Laternen beleuchteten Platz in sein Gemach.
Wie macht man das heute?
Wenn Sie Eindruck schinden wollen, dann fragen Sie nicht: «Na, und auf was hast Du heute Abend so Lust?» Ein Casanova nimmt die Sache in die Hand. Er hat einen Plan. Wenn Sie erreichen wollen, dass sie von diesem Abend sämtlichen Freundinnen vorschwärmt und noch ihren Kindern und Kindeskindern davon erzählt, müssen Sie die Nacht so einzigartig wie nur möglich machen. Rosen zur Begrüßung, ein ausgefeiltes Programm (Aperitif in der Bar X, Essen im Restaurant Y, Drink bei Z), ein Spaziergang, Arm in Arm oder Hand in Hand, ein Bett im Hotelzimmer. Billigversionen: Entweder eine Übernachtung in der Wohnung von Freunden, die im Urlaub sind, oder Sie motzen die eigene Bude auf.
Lehrmeister

Casanova war der Meister aller Liebes-Klassen. Und die Nonne durfte erleben, was das heißt: «Staunend erfuhr sie, für welche Wonnen sie empfänglich war, als ich ihr so manches zeigte, was sie für unmöglich gehalten hatte. Ich tat mit ihr, was zu fordern sie nicht gewagt hatte, und ich belehrte sie, dass die geringste Scheu die größten Wonnen schmälert.» Wie macht man das heute? Spielen Sie ihre sexuelle Erfahrung voll aus, ohne dass es nach Anstrengung aussieht. Sie sind der Lehrmeister und geben Bewegungen und Stellungen vor. Frauen sind hingerissen, wenn sie nach den Regeln der Kunst verführt werden. Keine kann den Händen eines wissenden und fordernden Mannes widerstehen. Im Klartext: Überlegen Sie sich vorher ein paar versaute Sachen und führen Sie die aus, ohne viel zu reden. Dazu benutzen Sie Ihre Finger und den Mund (Casanova berichtet davon, wie er ihre «Liebeskammer» inbrünstig küsst und sie seine «Waffe» verschlingt) und natürlich den ganzen Rest Ihres Körpers.

Ungestörtheit
Natürlich durfte keiner erfahren, dass die Nonne die Nacht bei Casanova verbrachte. Deshalb blieben die zwei für sich, Diener reichten die Gänge des feudalen Menüs diskret durch eine kleine Öffnung ins Zimmer. So hatten die Liebenden keine neugierigen Blicke zu fürchten, nichts konnte sie voneinander ablenken. Ungestörtheit gibt einer Frau die Möglichkeit, ganz sie selbst zu sein.
Wie macht man das heute?
Sorgen Sie für eine intime Atmosphäre. Laden Sie sie zum Essen zu sich nach Hause ein oder reservieren Sie zumindest einen Tisch in einer ruhigen Ecke des Restaurants. Verlassen Sie die Party zu einem lauschigen Plausch unterm Sternenhimmel (da küsst es sich auch viel romantischer als in der verqualmten Bude, und außerdem sieht keiner, wohin Ihre Hände unter ihrer Bluse wandern).
Suchen Sie also permanent nach Gelegenheiten, um mit der Angebeteten allein zu sein und ihre Nähe zu spüren. Sie können einer Frau gar kein größeres Kompliment machen, als ihr die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Nebeneffekt: So ist sie nicht abgelenkt und erzählt Ihnen nicht die ganze Zeit, wie doof die Zicke da hinten, wie toll der Typ da drüben ist. Sie hat nur Augen für einen: Sie.
Verspieltheit
Dinge, die Casanova selbst aß und den Frauen anbot, waren in vielen Fällen sexuelle Symbole oder Anspielungen: runde Austern, saftiges Fleisch, weicher Käse, reife Früchte. Er liebte es zu beobachten, wie die Frauen sich derartige Köstlichkeiten in den Mund schoben, und ergriff dann die Gelegenheit zu frivolen Spielen. Er berichtet: «Sie reichte mir ihre (Auster) auf der Zunge, während ich ihr gleichzeitig die meine in den Mund schob, es gab kein aufreizenderes, wollüstigeres Spiel zwischen zwei Liebenden.»
Wie macht man das heute?
Entscheiden Sie sich für Gerichte, die Sie beide lieben. Essen Sie mit den Fingern von einem Teller, der zwischen Ihnen in der Mitte steht, und füttern Sie sich gegenseitig. Gestalten Sie das alles in jeder Hinsicht locker, denn Sex ist keine ernste Sache, sondern eine Spielstunde für Erwachsene. Und dies ist das Warm-up.
Spontaneität
Casanova war ein Gelegenheitsarbeiter. Er wanderte von Land zu Land, übernahm die unterschiedlichsten Arbeiten. Und er packte jede Möglichkeit beim Schopf. Einmal fuhr er zusammen mit der Frau eines Bauern in einem Pferdewagen. Sie kamen in ein schlimmes Gewitter. Plötzlich saß die Frau auf seinem Schoß, nachdem es fürchterlich gedonnert hatte. Casanova arrangierte ihren Rock geschickt zum Regenschirm…
Wie macht man das heute?
Wenn ein Abend nicht nach Plan läuft, dann lassen Sie den Plan fallen. Akzeptieren Sie das Schicksal und lassen Sie ihm seinen Lauf. Auf der anderen Seite sollten Sie immer bereit sein, eine Chance zu ergreifen. Vieles spricht dafür, Ihre Hand einmal spontan in ihre Hose wandern zu lassen, sie mit einem offensiven Kuss zu überraschen – oder auf einer Zugfahrt vielleicht mal ihren Rock geschickt zu arrangieren…
Bewunderung
Die von Casanova gemietete Suite war prunkvoll mit Kerzen und Spiegeln ausgestattet. Er wollte seine Liebste tausendfach sehen, und er wollte ihren Anblick aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln in vollen Zügen genießen. Er schreibt: «Sie freute sich darüber, dass ich sie von allen Seiten, alle Reize ihrer Gestalt bewunderte.» Selbstverständlich wusste er: Eine Frau liebt es, sich selbst zu betrachten – und Kerzenlicht taucht alles in einen bezaubernd weichen Schimmer.
Wie macht man das heute?
Okay, Sie haben keine Suite und auch nicht 100 Spiegeln und Tonnen von Silberschnickschnack (das mit den Kerzen könnte noch am ehesten klappen). Aber weil Sie die opulente Atmosphäre nicht so einfach nachstellen können, sollten Sie selbst zum Spiegel werden. Reflektieren Sie den Charme und das Aussehen der Angebeteten in Ihren eigenen Augen. Wie? Indem Sie die Schönheit immer wieder bewundernd betrachten. Lächeln Sie dabei, freuen Sie sich über ihr Aussehen und machen Sie ihr Komplimente, die über das Offensichtliche hinausgehen. Die nahe liegenden Komplimente sind langweilig. Loben Sie an einer schönen Frau lieber die Intelligenz oder ihren Witz, beschreiben Sie, was genau Sie fasziniert – so gewinnen Sie ihr Herz. Offene und ehrliche Bewunderung durch einen Mann verzaubert eine Frau.
PS: Silberne Kerzenständer und ein weißes Tischtuch können aber nicht schaden…
Interesse
Als Casanova seine Nonne verführte, dauerte das Stunden. Es bereitete ihm Spaß, Fragen zu stellen und ihrer Stimme zu lauschen. Doch es war nicht allein das: Er war auch interessiert am Inhalt dessen, was sie zu sagen hatte; zu einer Zeit, in der die Frauen als unterlegen galten, schmeichelte diese Art seinen weiblichen Gästen sehr.
Wie macht man das heute?
Die Frauen fanden Casanova deswegen so faszinierend, weil er sie faszinierend fand. Er war der Auffassung, dass physische Liebe ohne lebhafte Konversation uninteressant sei. In dem Augenblick, in dem eine Frau merkt, dass sie für einen Mann zu einem Objekt wird, ist der Zauber nämlich schon vorbei. Wenn sie spürt, dass sein Interesse allein ihrem Körper gilt, rächt sie sich. Eine solche Frau steht entweder auf und lässt den Mann sitzen oder treibt ein herablassendes Spiel mit ihm.
Casanova schaffte es, dass seine Geliebten sich für andere Dinge als ihren Körper bewundert fühlten – das befreite sie, und so konnten sie sich im Bett auch wirklich gehen lassen. Wie Sie wissen, ist es nicht so schwer, eine Frau zum Erzählen zu bringen (schließlich sprechen Frauen ziemlich gern über sich). Also, stellen Sie Fragen mit einem offenen Ende (die fangen an mit wie, warum oder wozu) – und halten Sie dann erst mal den Mund. Sie müssen die Sache aber ernst nehmen. Casanovas Erfolg bei Frauen erwuchs aus ehrlichem Interesse. Er berührte zunächst ihre Herzen, bevor er es wagte, alles andere zu berühren.
Vorfreude
Obwohl Casanova sofort erregt war, als er merkte, dass seine Dame des Abends nur einen Hauch Stoff über den Brüsten trug, wusste er das zu verbergen. Er gab sich der Erregung nicht sofort hin. Im Gegenteil, er genoss die Spannung und übte sich in Geduld. Als Vorgeschmack bekam er einen Kuss, sonst war er mit der Andeutung «nach dem Essen» zufrieden. Er glaubte, dass man nicht jede Nuance eines Vergnügens herauskitzeln kann, wenn man zu schnell zum Ziel kommt. Denn Vorfreude ist das halbe Vergnügen. Aber eben nur das halbe.
Wie macht man das heute?
Das Vorspiel beginnt nicht erst im Schlafzimmer, 60 Sekunden vor dem Ausziehen. Sexuelle Verführung ist etwas Organisches und lebt von der langen Erwartung des Höhepunkts, sie umgibt erotisch Liebende den ganzen Tag. Nutzen Sie das! Rufen Sie eine Frau, mit der Sie die Nacht verbringen wollen, im Laufe des Tages an, berichten Sie von Ihrer Vorfreude. Gehen Sie dabei eine Nuance weiter, als es andere Männer tun würden. Besteht die Möglichkeit, sollten Sie ihr vorher eine schriftliche Nachricht zukommen lassen: Stecken Sie ein Zettelchen in ihre Handtasche oder einen kurzen Gruß unter den Scheibenwischer – gespannt und erregt wird sie dem Abend entgegenfiebern.
Dekadenz
Für diesen besonderen Abend scheute Casanova keine Ausgaben. Die Suite, der Tisch, er selbst – alles war aufs Feinste herausgeputzt. Casanova servierte nur feinsten Burgunder und Champagner. Das Souper bestand aus acht Gängen, die jeweils paarweise serviert wurden. Viele Gerichte waren Delikatessen: Austern, Champagner, Wild, Stör, Trüffel, Obst-Sorbets – durchwegs echte Leckerbissen, die in dieser Kombination alles bis dahin Gewesene übertrafen. Denn Casanova wusste genau: Nach einer ersten, delikaten Sünde ist es recht leicht, auch auf andere, verruchte Weisen zu sündigen.
Wie macht man das heute?
Beeindrucken auch Sie mit edlen Zutaten, feinen Gerichten und verschwenderischer Dekoration (zum Beispiel Blumen, Stoffservietten, Goldflitter auf dem Tisch und viele Kissen im Bett). Wenn der Grundstein für den körperlichen Genuss erst einmal gelegt ist, können Sie darauf mit weiteren lustbetonten Sünden (etwa Küssen und Berührungen) aufbauen.
Sinnlichkeit
Casanova beduftete das ganze Apartment mit Rosen, deren aphrodisierende Wirkung ihm bekannt war. Er servierte viele kleine Vorspeisen, um die Zunge anzuregen. Statt Musik zu hören, redeten beide leise und zärtlich miteinander, und der köstliche Klang ihrer Stimmen regte die beiden ebenfalls an. So schuf er eine Atmosphäre von knisternder Sinnlichkeit. Und er berührte sein Gegenüber oft und sanft, um sie immer wieder an den Grund des Treffens zu erinnern. So versank die Frau ganz im Hier und Jetzt, sie fühlte sich lebendiger und anziehender als je zuvor.
Wie macht man das heute?
Reizen Sie jeden der fünf Sinne Ihrer Partnerin: Hören, Fühlen, Sehen, Schmecken, Riechen. Sprechen Sie mit ihr im Flüsterton, berühren Sie sanft ihren Rücken, wenn Sie sie zum Platz geleiten. Halten Sie Augenkontakt, füllen Sie ihr Glas nach, lassen Sie sie an frischen Blumen riechen… Stellen Sie sich jeden dieser Sinne vor als einen kleinen Motor, der erst einmal aufgewärmt werden muss. Wenn sämtliche Sinne vibrieren, dann wird es ihr zarter Körper auch bald tun.

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