Das Kennenlernen
Es bahnt sich etwas an – freundschaftliche Unterhaltung oder sinnlicher Flirt?
Sie lehnen in Ihrem Lieblingslokal an der Theke, trinken Bier oder Kaffee und plötzlich passiert es: Die Frau Ihrer Träume betritt den Raum, lässt sich an einem Tisch nieder und sitzt dort, die personifizierte Verführung, sexy, langbeinig, mit erotischem Augenaufschlag, mit einer Ausstrahlung, die Sie beinahe umwirft – und all das ohne männliche Begleitung! Eigentlich sind Sie nicht der Mann, der sich für Ehe, Nachwuchs, den obligatorischen Hund und ein Eigenheim begeistern kann, doch für diese Frau, das spüren Sie instinktiv, würden Sie Ihre Prinzipien in die Ecke schleudern. Nun beginnt das Spiel, das vor Ihnen Millionen von Menschen gespielt haben. Aufmerksamkeit gewinnen, Kontakt knüpfen. Bedenken Sie: Innerhalb von drei Sekunden bildet sich Ihr Gegenüber ein Urteil über Sie. Sie haben genau drei Sekunden, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen! Ist diese geringe Zeitspanne verstrichen und wendet sich die Dame dann sofort von Ihnen ab, haben Sie verloren. Das Interesse wird sich kaum mehr einstellen.
Hält Ihr Gegenüber jedoch den Blickkontakt und lächelt Ihnen vielleicht auch noch zu, haben Sie die erste Hürde genommen. Sie werden nicht mehr als Objekt an der Bar betrachtet, das nur Platz wegnimmt, sondern als ein Mensch, der Aufmerksamkeit wert ist. Lächeln Sie der Dame zu und halten Sie den Blickkontakt. Ihre Chancen stehen gut! Alles verderben könnten Sie sich jetzt allerdings mit einem Anmachspruch, der ihr die Sprache verschlägt – und zwar im negativen Sinn. „Alles klar bei dir?“ oder „Was tut sich so?“ oder „Na, so allein?“ zählen zu den Klassikern, wie man es nicht machen sollte. Überlegen Sie lieber kurz, wie Ihr erster Satz lauten soll, bevor Sie sich durch überstürztes Handeln alles verbauen. Versuchen Sie locker zu sein, halbwegs originell, aber nicht zu abgehoben. Haben Sie es geschafft und stehen neben der Dame, die Sie von der Ferne begehrten, wird schnell klar, ob Sie einander riechen können. Denn die Optik allein macht es nicht. In der Liebe spielt die Nase eine wichtige Rolle. Manche Menschen können einander tatsächlich nicht riechen, da die Pheromone, die jeder von uns aussendet, nicht zueinanderpassen. Sollte Ihnen das passieren, betrachten Sie es als Schicksal. Die Natur wollte einfach nicht, dass Sie beide zueinander kommen. Aber auch andere Details können Ihre Traumfrau abwerten oder vielleicht sogar zu einem Albtraum machen. Eine Stimme wie Daisy Duck, albernes Gekicher nach jedem zweiten Wort, nervige Ticks oder ein Gehabe wie das von Paris Hilton – möglicherweise finden Sie die Frau plötzlich eher abturnend; dann verabschieden Sie sich schnell! Näherer Kontakt macht kaum Sinn.
Ist das nicht der Fall und sucht auch Ihr Gegenüber nicht plötzlich mit windigen Ausreden das Weite, kann Ihnen nur eine Tatsache noch den Abend verleiden: Die Dame ist verheiratet, Mutter dreier Kinder und nur an einem Gespräch interessiert. Wie Sie sich dann verhalten, hängt sehr von Ihrem Naturell ab – und von den Chancen, die Sie Ihrer eigenen Überzeugungskraft geben, die Angebetete wenigstens für einen Seitensprung zu gewinnen. Wenn Sie nicht unbedingt nur auf einen One-Night-Stand aus sind, und davon gehen wir aus nach den Gedanken an Kinder und Eigenheim, sollten Sie nicht sofort mit der besagten Dame in einem Separee verschwinden, den Rücksitz des Autos unsicher machen oder sie einladen, Ihre Briefmarkensammlung anzusehen. Eine Einladung zum Kaffee an einem der nächsten Nachmittage ist immer noch am besten, um die Fronten zu klären und die Sache langsam angehen zu lassen. Unzählige Liebesgeschichten haben so begonnen: bei einer Tasse Melange an einem kleinen Ecktisch im Café. Zwischen Großmüttern mit ihren Enkeln, älteren Herren, die Zeitung lesen, und Damenrunden nach dem Einkaufsbummel. Die Atmosphäre ist dazu angetan, Gespräche zu führen, Gemeinsamkeiten zu entdecken und das Gehirn Amphetamin erzeugen zu lassen, das dafür sorgt, dass die Knie weich werden und die Blicke in die Augen des anderen immer verträumter.
Irgendwann kommt dann vielleicht der Vorschlag, im Kino einen Film anzusehen. Nun müssen Sie sich auf einen Streifen einigen, was bereits anzeigt, wie weit Sie und Ihre Angebetete zu Kompromissen bereit sind. Ihr Vorschlag: ein Actionfilm. Bevorzugtes Genre Ihres Gegenübers: eine Liebesschnulze. Vielleicht einigen Sie sich jedoch auch auf eine Komödie, wer weiß. Egal, was es wird, im Grunde dreht sich doch in diesem dunklen Saal alles nur um das Eine: Verwandelt sich Ihre bis jetzt eher platonische Beziehung in eine der sinnlichen Art oder bleiben Sie auf der freundschaftlichen Ebene? Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Sitzen Sie starr nebeneinander und wird jede Ihrer körperlichen Annäherungen mehr oder weniger entschieden abgelehnt, stellen Sie diese ein und begnügen Sie sich damit, den Film zu gucken. Es hat nicht sollen sein. Trösten Sie sich mit dem Gedanken, dass die bis jetzt investierte Zeit kaum ins Gewicht fällt und Sie trotz allem nette Momente verbracht haben. Werden Ihre Berührungen jedoch erwidert und schmusen Sie wie die Weltmeister, ohne vom Geschehen auf der Leinwand etwas mitzubekommen, haben Sie es geschafft! Vielleicht befinden Sie sich bereits mitten in einer Lovestory, die Ihr weiteres Leben bestimmen wird. Möglicherweise handelt es sich auch „nur“ um ein Zwischenspiel, das Ihnen für ein paar Wochen die Sinne raubt. Egal wie – genießen Sie die gemeinsamen Tage. Schließlich gibt es nichts Schöneres, als verliebt zu sein!
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