Die Beschneidung

Bei der Beschneidung wird die Vorhaut des Penis ganz oder teilweise mittels eines kleinen operativen Eingriffs entfernt. In einer Reihe von Kulturen, so dem Judentum oder dem Islam, geschieht dies in einem festlichen Akt und in ritueller Form.
In den USA wurden bis vor einigen Jahrzehnten ebenfalls fast alle männlichen Kleinkinder beschnitten, im Jahre 2000 waren es immer noch rund 60 %. In Kanada wurden im Jahre 2000 noch etwa 25 % aller Kinder beschnitten. In Europa ist die Beschneidung - mit Ausnahme von homosexuellen Kreisen - völlig unüblich.

Erheblich anders ist die Beschneidung junger Mädchen zu beurteilen. Bei dieser Beschneidung wird entweder die Klitoris oder sogar die Klitoris nebst Schamlippen entfernt. Damit soll das sexuelle Verlangen der Frauen reduziert bzw. zerstört werden. In der letzten Zeit haben zahlreiche Organisationen und Selbsthilfegruppen gegen diese Menschenrechtsverletzungen Partei ergriffen und teilweise mit aktiver Überzeugungsarbeit begonnen. So die UNO, die WHO, die UNICEF oder auch amnesty international. Die in Deutschland wohl bekannteste Vertreterin einer Organisation gegen dieses Ritual ist Christa Müller, die Ehefrau von Oskar Lafontaine. Sie ist die Vorsitzende der Internationalen Aktion gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen (INTACT). Der Sitz der Organisation ist Saarbrücken.

In den betroffenen Ländern haben sich mittlerweile vor allem Frauen zu nationalen Hilfsorganisationen zusammengeschlossen. Die internationale Dachorganisation hat ihren Sitz in Genf und fungiert dort unter dem Namen: Inter-African-Committee on Traditional Practices Affecting the Health of Women and Children (IAC).

Historisches, Kulturelles

Jungen, Männer
Die Beschneidung, also das Entfernen der Vorhaut des Penis, ist eine sehr alte, meist kulturelle bzw. religiöse Handlung. Im Islam wird in einem feierlichen Rahmen, heutzutage meist unter Lokalanästhesie, dem Kleinkind oder Jugendlichen die Vorhaut beschnitten. Im Judentum geschieht es aufgrund der biblischen Überlieferung. Danach soll Gott Abraham "angewiesen" haben, dass alle Neugeborenen am 8. Lebenstag und nicht vorher, beschnitten werden sollten. Noch heute wird daher im Judentum meist am 8. Lebenstag dieser Akt in Lokalanästhesie vollzogen.
Als rationale Gründe nimmt man an, dass die Beschneidung vor allem der Hygiene galt, da es in diesen Bereichen oft an Wasser mangelte, um auf diese Weise eine ausreichende Sexualhygiene sicher zu stellen. Auch als Verhütungsmethode vor der Onanie galt und gilt sie, da das Glied auf diese Weise weniger empfindlich gegenüber Berührungen und Kontakten ist. Weiterhin nimmt bzw. nahm man an, dass auf diese Weise die männliche Potenz gesteigert wird, da es aufgrund der geringeren Empfindlichkeit angeblich zu einer längeren "Verweildauer" beim Verkehr kommen kann.

Mädchen und Frauen
Die Beschneidung von Mädchen und Frauen, die noch heute in vielen Ländern der Erde üblich ist, dient ausschließlich der Einschränkung der sexuellen Lust der Frauen. In diesen Kulturen hat nur der Mann das Recht auf Lust und Befriedigung.
Diese Art der Verstümmelung, der immer noch jährlich ca. 2 Millionen Mädchen zum Opfer fallen, wird vor allem in bestimmten Ländern Afrikas, den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Oman, im Jemen, in Teilen Indonesiens und Malaysia praktiziert. Nach Schätzungen der WHO sind im Jahre 2000 noch immer über 100 Millionen Frauen weltweit davon betroffen. Ein erschütterndes Zeugnis über die körperlichen und psychologischen Folgen der Beschneidung von Mädchen und Frauen gibt das afrikanische Model Waris Dirie in ihrem Buch "Wüstenblume".

Medizinisches

Jungen und Männer
Die Vorhaut ist ein kleiner beweglicher Hautlappen, der die Eichel des Penis umschließt. Entgegen dem bisherigen Glauben, dass durch die Beschneidung männlicher Kinder der Peniskrebs, der Gebärmutterkrebs (wegen der besseren Hygiene beim Verkehr) und Harnleiterinfektionen verringert werden, hat sich gezeigt, dass die Beschneidung praktisch keine positiven medizinischen Folgen besitzt. Schon gar nicht in den hygienisch entwickelten Industrieländern und Schwellenländern. Im Gegenteil: Vor allem im höheren Alter, wenn die Vorhaut gut entwickelt und durchblutet ist, sind eine Reihe negativer Folgen wie Entzündungen nicht selten. Es sei erwähnt, dass in den USA jeder derartige Eingriff dem Operateur ca. 100 bis 200 Dollar an Gebühren bringt. Eine nicht unbeträchtliche zusätzliche Einnahmequelle. Bei einer Phimose, einer krankhaften Verengung der Vorhaut, ist es jedoch oft angesagt, diese operativ entfernen zu lassen, obwohl es auch konservative Therapien, z. B. mit Hormonen, gibt.

Mädchen und Frauen
Die Beschneidung, besser gesagt Verstümmelung, von Mädchen oder jungen Frauen findet in mehreren Schweregraden statt:
» die Klitorisvorhaut, die Glans der Klitoris oder die gesamte Klitoris werden entfernt,
» zusätzlich werden oft die kleinen Schamlippen (Labien) entfernt,
» zusätzlich wird Haut und Gewebe aus der Vagina entfernt (Abschaben),
» nicht selten werden auch noch die großen Schamlippen ganz oder teilweise entfernt. Zusätzlich wird der Scheideneingang zugenäht, so dass nur noch eine kleine Öffnung verbleibt.

Die Folgen dieser auf Unbildung, Dummheit, religiösen Vorurteilen und wirtschaftlichen Vorteilen beruhenden Verstümmelungen sind beträchtlich.
» Viele Mädchen sterben direkt an dem Eingriff oder einige Zeit danach.
» Die Gefahr, infolge mangelnder Hygiene an Infektionen zu erkranken, ist sehr hoch.
» Es kommt später zu schweren Schmerzen, starken Menstruationsblutungen und Problemen beim Wasserlassen.
» Nicht selten sind Zysten, Abszesse und Unfruchtbarkeit und meist Frigidität die Folge.

Rechtliche Aspekte

Die Beschneidung von männlichen Kindern und Jugendlichen in Deutschland wird juristisch nicht verfolgt, da zwar der Tatbestand der Körperverletzung erfüllt ist, die Tat aber aus den oben genannten Gründen nicht als rechtswidrig gilt. Die Beschneidung von weiblichen Kindern und Jugendlichen wird in Deutschland und vielen anderen westlichen Industrieländern als (schwere bzw. gefährliche) Körperverletzung verfolgt und bestraft.