Internet & Sperma
Der Online-Handel mit menschlichem Sperma floriert: Weltweit versprechen Samenbanken ungewollt Kinderlosen die Erfüllung ihrer Wünsche per Mausklick und Kreditkartenzahlung vorab.
Sperma wird online angepriesen
Die Liste der "Erzeuger" ist für alle Kunden online abrufbar, die Qualität der angepriesenen Ware einwandfrei. Keine Verunreinigungen, keine Fehler, kein Verschleiß. Als ob diese Kriterien allein noch nicht genügten, garantiert der amerikanische Online-Versand die Unbedenklichkeit all seiner Lieferanten. Nur wer "keiner gesellschaftlichen Risikogruppe" angehört, darf für "Scandinavian Cryobank" das gefragte Gut ejakulieren: menschliches Sperma.
Vom Cybersex zum Spermahandel
Das in Seattle angesiedelte Reproduktionsmedizin-Unternehmen ist kein Monopolist, wenn es um den Online-Handel mit Spermienzellen geht. Galt das Internet bisher als Oase für den schnellen virtuellen Sex, mausert es nun zum Medium für all jene, die "auf der Suche nach Sperma" sind, wie das angesehene Web-Kultmagazin "Wired" feststellte.
Ein großer Markt wird erschlossen
Rund 200 Dollar pro Charge Sperma zahlen die Käuferinnen und Käufer vorab, zehn und mehr mit Sperma gefüllte Röhrchen sind oft nötig, um endlich zum Wunschkind zu gelangen. Wie groß der globale Bedarf an Samen wirklich ist, weiß niemand. Doch allein für Deutschland beziffert PRO FAMILIA die Zahl ungewollt Kinderloser auf rund zwei Millionen Paare. Da es sich um Menschen im Web fähigen Alter handelt und das Netz ohnehin zunehmend alle Gesellschaftsschichten erreicht, liegt die Expansion des Online-Handels mit menschlichem Samen auf der Hand.
Anbieter garantieren für Qualität
Das Prinzip der Samenbeschaffung aus dem Web ist denkbar einfach. Die reproduktionsmedizinischen Online-Shops stellen ihren Kunden Listen mit anonymisierten Daten verschiedener Spender zur Verfügung. Ausschließlich positive Eigenschaften der Spender stechen hervor - und suggerieren auf diese Weise eine potenzielle Unfehlbarkeit des kommenden Nachwuchses. So erfährt die Mutter in spe bei einem der Anbieter, dass ein Donor im April 1974 das Licht der Welt erblickte und bereits heute über einen Doktortitel verfügt. Angaben über Augen-, Haut-, und Haarfarbe sind ebenso online abrufbar wie Informationen über die ausgeübte Religion oder die ethnische Herkunft des Spenders. Zudem garantieren genetische Untersuchungen des Samenguts dessen medizinische Unbedenklichkeit. Schwere, meist erblich bedingte Erkrankungen lassen sich somit von Anfang an ausschließen, behaupten die Händler.
Sperma geht auf Reisen
Ist die Entscheidung für den "optimalen" Spender gefällt, reicht die Angabe einer gültigen Kreditkartennummer und - je nach Land - eines Arztes als Kontaktperson und die Nachwuchs versprechende Fracht trifft bald darauf ein. In eigens dazu hergestellten Thermosbehältern und bei rund 170 Grad unter Null tiefgekühlt gelangen die Sperma-Röhrchen ans Ziel, mitunter über Kurierdienste versandt, wie eine US-Samenbank betont. Zwischen zehn und zwanzig Millionen aktiver Spermien warten dann darauf, ihren Weg zur Eizelle der Kundin zu finden. Eine davon wird es vielleicht schaffen, diese zu befruchten. Nur wie?
Die Liste der "Erzeuger" ist für alle Kunden online abrufbar, die Qualität der angepriesenen Ware einwandfrei. Keine Verunreinigungen, keine Fehler, kein Verschleiß. Als ob diese Kriterien allein noch nicht genügten, garantiert der amerikanische Online-Versand die Unbedenklichkeit all seiner Lieferanten. Nur wer "keiner gesellschaftlichen Risikogruppe" angehört, darf für "Scandinavian Cryobank" das gefragte Gut ejakulieren: menschliches Sperma.
Vom Cybersex zum Spermahandel
Das in Seattle angesiedelte Reproduktionsmedizin-Unternehmen ist kein Monopolist, wenn es um den Online-Handel mit Spermienzellen geht. Galt das Internet bisher als Oase für den schnellen virtuellen Sex, mausert es nun zum Medium für all jene, die "auf der Suche nach Sperma" sind, wie das angesehene Web-Kultmagazin "Wired" feststellte.
Ein großer Markt wird erschlossen
Rund 200 Dollar pro Charge Sperma zahlen die Käuferinnen und Käufer vorab, zehn und mehr mit Sperma gefüllte Röhrchen sind oft nötig, um endlich zum Wunschkind zu gelangen. Wie groß der globale Bedarf an Samen wirklich ist, weiß niemand. Doch allein für Deutschland beziffert PRO FAMILIA die Zahl ungewollt Kinderloser auf rund zwei Millionen Paare. Da es sich um Menschen im Web fähigen Alter handelt und das Netz ohnehin zunehmend alle Gesellschaftsschichten erreicht, liegt die Expansion des Online-Handels mit menschlichem Samen auf der Hand.
Anbieter garantieren für Qualität
Das Prinzip der Samenbeschaffung aus dem Web ist denkbar einfach. Die reproduktionsmedizinischen Online-Shops stellen ihren Kunden Listen mit anonymisierten Daten verschiedener Spender zur Verfügung. Ausschließlich positive Eigenschaften der Spender stechen hervor - und suggerieren auf diese Weise eine potenzielle Unfehlbarkeit des kommenden Nachwuchses. So erfährt die Mutter in spe bei einem der Anbieter, dass ein Donor im April 1974 das Licht der Welt erblickte und bereits heute über einen Doktortitel verfügt. Angaben über Augen-, Haut-, und Haarfarbe sind ebenso online abrufbar wie Informationen über die ausgeübte Religion oder die ethnische Herkunft des Spenders. Zudem garantieren genetische Untersuchungen des Samenguts dessen medizinische Unbedenklichkeit. Schwere, meist erblich bedingte Erkrankungen lassen sich somit von Anfang an ausschließen, behaupten die Händler.
Sperma geht auf Reisen
Ist die Entscheidung für den "optimalen" Spender gefällt, reicht die Angabe einer gültigen Kreditkartennummer und - je nach Land - eines Arztes als Kontaktperson und die Nachwuchs versprechende Fracht trifft bald darauf ein. In eigens dazu hergestellten Thermosbehältern und bei rund 170 Grad unter Null tiefgekühlt gelangen die Sperma-Röhrchen ans Ziel, mitunter über Kurierdienste versandt, wie eine US-Samenbank betont. Zwischen zehn und zwanzig Millionen aktiver Spermien warten dann darauf, ihren Weg zur Eizelle der Kundin zu finden. Eine davon wird es vielleicht schaffen, diese zu befruchten. Nur wie?
Orgasmus erhöht Chancen für Empfängnis
Hierzu muss die Flüssigkeit lediglich aufgetaut und auf eine nadelfreie Kunststoffspritze aufgezogen werden. Nach Ansicht der amerikanischen Selbsthilfeorganisation "FertilityPlus" reicht die Einführung der Spritze in die Vagina aus, um schwanger zu werden. Weil die Erfolgsrate trotz Spermien "erster Wahl" lediglich bei rund 15 Prozent liegt, raten die Expertinnen zur Masturbation. Ein während der Samenübertragung ausgelöster, heftiger Orgasmus erhöhe die Befruchtungswahrscheinlichkeit deutlich, da die kontrahierende Gebärmutter mehr Spermienzellen "ansaugen" kann.
Strenge Regeln in Deutschland
In Deutschland stehen nur verheirateten Frauen, deren Ehemänner unfruchtbar sind, Samenbanken zur Verfügung, und noch betreibt keine davon den Online-Spermahandel derart aggressiv wie die US-Pendants. Denn hier zu Lande ist der Einsatz der donogenen Insemination, wie Mediziner den Spendersamen-Einsatz in die Vagina bezeichnen, strikt reglementiert. Lediglich Gynäkologen dürfen Frauen nach dieser Methode behandeln. Die Praxis freilich sieht anders aus. Schon die Reise beispielsweise in die Niederlande genügt, um sich das online bestellte Samengut völlig legal und unabhängig vom ehelichen Status einführen zu lassen - oder es einfach selbst zu tun.
Unterschiedliche Reproduktionsraten
Während seit der offiziellen Zulassung der ersten Samenbanken hier zu Lande im Jahr 1986 lediglich rund 4.300 Kinder pro Jahr durch Spender-Sperma gezeugt wurden, erblicken nach Angaben der US-Reproduktionsfirma Xytex Corporation in den USA jährlich über 75.000 Inseminations-Babys das Licht der Welt.
Aggressiver Kundenfang in den USA
Grund für den eklatanten Unterschied der Reproduktionsraten ist möglicherweise die Form der jeweiligen Online-Auftritte der Samenbanken. Während sich deutsche Samenbanken im Internet eher bieder geben, nutzen die Amerikaner das Web zum Kundenfang. So können bei Xytex potenzielle Kunden nicht nur die Stimme des Spenders aus dem Internet downloaden und anschließend abhören. Ein beigefügtes Babyfoto des gläsernen Samen-Donors lässt werdende Eltern erahnen, wie der potenzielle Nachwuchs aussehen könnte.
Hierzu muss die Flüssigkeit lediglich aufgetaut und auf eine nadelfreie Kunststoffspritze aufgezogen werden. Nach Ansicht der amerikanischen Selbsthilfeorganisation "FertilityPlus" reicht die Einführung der Spritze in die Vagina aus, um schwanger zu werden. Weil die Erfolgsrate trotz Spermien "erster Wahl" lediglich bei rund 15 Prozent liegt, raten die Expertinnen zur Masturbation. Ein während der Samenübertragung ausgelöster, heftiger Orgasmus erhöhe die Befruchtungswahrscheinlichkeit deutlich, da die kontrahierende Gebärmutter mehr Spermienzellen "ansaugen" kann.
Strenge Regeln in Deutschland
In Deutschland stehen nur verheirateten Frauen, deren Ehemänner unfruchtbar sind, Samenbanken zur Verfügung, und noch betreibt keine davon den Online-Spermahandel derart aggressiv wie die US-Pendants. Denn hier zu Lande ist der Einsatz der donogenen Insemination, wie Mediziner den Spendersamen-Einsatz in die Vagina bezeichnen, strikt reglementiert. Lediglich Gynäkologen dürfen Frauen nach dieser Methode behandeln. Die Praxis freilich sieht anders aus. Schon die Reise beispielsweise in die Niederlande genügt, um sich das online bestellte Samengut völlig legal und unabhängig vom ehelichen Status einführen zu lassen - oder es einfach selbst zu tun.
Unterschiedliche Reproduktionsraten
Während seit der offiziellen Zulassung der ersten Samenbanken hier zu Lande im Jahr 1986 lediglich rund 4.300 Kinder pro Jahr durch Spender-Sperma gezeugt wurden, erblicken nach Angaben der US-Reproduktionsfirma Xytex Corporation in den USA jährlich über 75.000 Inseminations-Babys das Licht der Welt.
Aggressiver Kundenfang in den USA
Grund für den eklatanten Unterschied der Reproduktionsraten ist möglicherweise die Form der jeweiligen Online-Auftritte der Samenbanken. Während sich deutsche Samenbanken im Internet eher bieder geben, nutzen die Amerikaner das Web zum Kundenfang. So können bei Xytex potenzielle Kunden nicht nur die Stimme des Spenders aus dem Internet downloaden und anschließend abhören. Ein beigefügtes Babyfoto des gläsernen Samen-Donors lässt werdende Eltern erahnen, wie der potenzielle Nachwuchs aussehen könnte.