Zu viel Sex!

S.g. Herr Dr. Pfau!
 
Beim Surfen im Internet bin ich auf Ihrer sehr informativen Website gelandet.
Kurz meine Geschichte: Nach längerem Singledasein bin ich nun wieder eine Beziehung eingegangen. Mein „neuer“ Mann hat mich von Anfang an schwer beeindruckt: Er ist tüchtig, fleißig, vertrauenswürdig und auch sehr attraktiv. Jetzt allerdings steht unsere Beziehung an der Kippe, da ich sein unglaubliches Bedürfnis nach Sex, täglich – und wenn möglich mehrfach ... – nicht bedienen kann und möchte.
Anfangs dachte ich, das wird sich schon legen und machte einfach mit. Als seine Bedürfnisse immer heftiger wurden, begann ich, ihn auch manchmal zurückzuweisen, was aber zu ernsten Spannungen zwischen uns beiden führte. Wenn es einmal passieren sollte, dass wir einen oder zwei Tage keinen Sex haben, wird er unausgeglichen, mürrisch und streitsüchtig. Er sagt ganz unverblümt, dass ihm Sex in derjenigen Häufigkeit zustehen würde, die er für richtig hält. Trotz meiner großen Liebe zu ihm denke ich immer öfter darüber nach, ob ich mich nicht trennen soll. Ich halte diesen Druck einfach nicht mehr aus.          
 
MfG, Sabine W.

Sehr geehrte Frau W.!

Sexualität ist ein sehr sensibler Bereich innerhalb einer Partnerschaft. Es empfiehlt sich daher, mit den Wünschen und Begierden des Partners sehr sorgsam umzugehen. Eines steht jedenfalls fest: Es gibt keine eheliche Pflicht, und jeder Sex sollte in einem ungetrübten Vertrauensverhältnis stattfinden. Das sexuelle Selbstbestimmungsrecht darf ganz grundsätzlich nicht verletzt werden. Ganz abgesehen von den juristischen Dimensionen sollte es der Wunsch jedes Liebenden sein, sexuelle Zuwendung des Geliebten frei von jedem Zwang zu erhalten. Sollte es wie in diesem Fall so sein, dass ein Mann auf eine Zurückweisung mit einer Verstimmung reagiert, muss er sich bewusst sein, dass er die Beziehung zu seiner Gattin gefährdet. Denn jeder sexuelle Zwang tötet die Liebe.

Ich rate Ihnen, ein Gespräch zu versuchen, wenn möglich unter Zuhilfenahme eines Therapeuten.

Mit freundlichen Grüßen, Dr. Georg Pfau


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