Glück an der Kette
"Diamonds are a girl's best friend", hauchte Marilyn Monroe.
Ein paar Jahrzehnte später befand André Dussollier in der französischen Komödie "Tanguy": "Der schönste Schmuck einer Frau sind ihre Knie neben den Ohren." Und irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit.
Frauen, die sich nichts aus Schmuck machen, kann man an einer einzigen unberingten Hand abzählen. Sie wollen sich nicht zum Vorzeigeobjekt für Männer degradieren lassen. Sie wollen sich nicht wie Weihnachtsbäume behängen lassen. Und selbstverständlich wollen sie sich nicht für Schmuck kaufen lassen. Nur: Sich Schmuck selber kaufen, geht irgendwie auch nicht. Schließlich kann man sich nicht selber die Welt zu Füssen legen. Da ist es schon prickelnder, wenn das der Herzallerliebste tut. Und deswegen bekommen Frauen auch heute noch weiche Knie und feuchte Augen, wenn er mit der kleinen Schatulle vor ihnen steht. Klischee hin oder her.
Eine goldene Kette oder ein Ring sagt eben doch ein bisschen mehr als ein Strauss Rosen. Denn durch die Blumen vermitteln Männer in erster Linie: "Ich will dich." Ein Ring dagegen meint: "Ich liebe dich." Und die Kette mit den mörderteuren Naturperlen oder der Diamantring für die Frau ab 30 sagt dann "Ich liebe dich noch immer." Das wissen Frauen. Und das wissen sie neben dem Karatwert zu schätzen.
"Schmuck ist immer auch ein erotisches Geschenk", erklärt Marie von Chamier, "weil Metall und Edelsteine auf nackter Haut grundsätzlich eine gewisse Sexyness mit sich bringen." Als Liebesbeweis würde die Kölner Goldschmiedin deshalb von Broschen abraten - zu weit weg von der Haut. Dann schon lieber ein Ohrring - das Piercing der Situierten.
Aber anders als eine Hose oder eine Handtasche spricht Schmuck noch eine andere Symbolsprache. Das Verschenken von Schmuck ist nämlich an sich schon Ausdruck einer Bindung. Wir kennen das vom Verlobungs- oder Ehering. Bei anderen Schmuckstücken ist der Besitz- und Bindungs-Charakter vielleicht nicht so deutlich. Aber er schwingt immer mit. Und zwar nicht nur bei den in der SM-Szene verbreiteten Hals- und Armbändern, die ganz unverhohlen mit der Symbolik von Versklavung und Kerker spielen. Denn ob Perlen oder Goldgeschmeide: Der Mann legt seiner Frau eine Kette an. Er bindet sie an sich. Sie ist fortan seine Frau. Ihre Schönheit erstrahlt im goldenen Glanz einer Kette. Aber zugleich markiert er seinen Besitzanspruch. Das geben Frauen freilich nicht gerne zu. Aber wen kümmert es? Nach der Trennung sind ein paar echte Klunker eben doch ein bleibenderer Wert als die ebenso reizvollen Knie neben den Ohren.