Frauen mit Einfluss

Viele Paare sprechen nicht über Sex. Die wenigsten stört das. Doch wenn ein Problem wie Erektionsstörungen auftaucht, empfinden gerade die Frauen das Schweigen als bedrückend.
Sie merken: Es ist notwendig zu reden, damit etwas geschieht, ihr Partner einen Arzt oder eine Sexualberatung aufsucht. Doch wie können Frauen ihr Anliegen am besten in Worte fassen? Es geht nicht darum, einen Schuldigen für das unbefriedigende Sexualleben zu finden - das sollte eine Frau unbedingt deutlich machen, wenn sie ihren Mann von einer Behandlung seiner Erektionsstörungen überzeugen möchte. Männer befürchten bei einer Sexualberatung oder einem Arztbesuch oft, dass sie auf der Anklagebank sitzen. „Doch die Frau kann ihrem Partner deutlich machen, dass es bei Fragen der Sexualität um ein gemeinsames Projekt geht. Wenn der Mann einen anderen Eindruck hat, sollte die Partnerin diesem unbedingt entgegenwirken“, sagt Thomas Pfaff, Sexual- und Psychotherapeut bei Pro Familia. Es ist für die Frau darum ratsam, im Gespräch mit ihrem Mann Formulierungen wie „dein Problem“ zu vermeiden. In den Vordergrund gehören dagegen Aussagen wie: „Für uns gibt es eine Lösung“. Spricht die Frau von „Lösungen“ statt vom „Problem“, vermittelt sie ihrem Partner außerdem Zuversicht. Optimismus verbreitet sicherlich auch der Hinweis, dass Ärzte 95% der Männer mit erektiler Dysfunktion helfen können - und das meistens ohne unangenehme Hilfsmittel wie Vakuumpumpe oder Applikatoren. Bei den meisten Männern ist eine medikamentöse Therapie mit Potenzpillen sehr erfolgreich.

Kontraproduktiv:
Dem Mann Vorträge halten Allerdings sollte die Frau im Bemühen, ihren Mann von einer Therapie zu überzeugen, eine gewisse Zurückhaltung walten lassen. Es hilft nicht, stundenlang auf den Partner einzureden: Das vermittelt dem Mann nur das Gefühl, er sei ein kleines Kind, dem man erst einmal die Welt erklären müsse. Auch sind nicht alle Männer begeistert, wenn ihre Partnerin ihnen permanent versichert, sie könne ihn gern zum Arzt begleiten. Nicht jeder möchte dies unbedingt. „Manche Patienten kommen auch, ohne dass die Partnerin davon weiß. Grundsätzlich ist der Mann berechtigt, allein zu kommen“, sagt Dr. Jürgen Zumbé, Leiter der Urologischen Abteilung im Klinikum Leverkusen. Ein Gespräch unter sechs Augen hat außerdem nicht nur Vorteile: „Zu dritt ist es manchmal schwerer, sich ans Eingemachte ranzumachen“, meint Zumbé. Pfaff ist überzeugt: Wenn Frauen wirklich wollen, dann schaffen sie es, ihren Mann zum Besuch eines Urologen oder einer Sexualberatung zu motivieren. „Unter der Unstimmigkeit und dem Konflikt leiden ja beide. Darum hat auch der Mann das Bedürfnis, etwas zu ändern.“

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