Freundschaften?

Es gibt sie - die asexuelle Freundschaft zwischen Männern und Frauen. Sagen Frauen. Wenn Männer ehrlich sind, gelingt es ihnen nie, das Thema Sex aus ihrer Beziehung zu Frauen völlig auszublenden. Was tun?

"Ich bin eigentlich gegen Frauen", gibt Henry zu Protokoll.


Henry ist weder schwul, noch musste er übertrieben leidvolle Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht machen. Er hat sogar einige Male nach einer Trennung versucht, zu seiner Ex-Partnerin ein freundschaftliches Verhältnis aufzubauen.


Meist fing das mit einem "Wir können ja mal ins Kino oder auf ein Konzert gehen" an und endete dann doch im Bett. Das ist freilich nicht tragisch. Nur gibt es Anlass zu der Sorge, dass Männer einfach nicht in der Lage sind, mit Frauen so hintergedankenfrei umzugehen, wie mit einem männlichen Freund.


In der psychologischen Literatur gibt es zwei Grundregeln, die für eine Freundschaft neben der gegenseitigen Sympathie charakteristisch sind. Erstens ein ausgeglichenes Geben- und Nehmen-Konto. Und zweitens: Keine offene Sexualität. Und das scheint das Problem zwischen befreundeten Männern und Frauen zu sein.


Björn Riegel und Tae Jin Kim haben an der Universität Hamburg eine Befragung von 100 heterosexuellen Frauen und Männern zwischen 20 und 40 vorgenommen. Das Ergebnis bestätigte die Hypothese, wonach Männer in einer gegengeschlechtlichen Freundschaft ein höheres Interesse an Sexualität haben als Frauen. Von den Männern gaben 51,56 Prozent an, auch in einer scheinbar platonischen Beziehung sexuelle Ziele zu verfolgen. Bei den Frauen waren es nur 35 Prozent. Aus männlicher Sicht könnte man nun eins und eins zusammenzählen, und behaupten, dass ein sexueller Vorstoß in der scheinbar platonischen Beziehung durchaus erfolggekrönt sein könnte. Björn Riegel gibt sich da aber skeptisch.


"So einfach können die Ergebnisse nicht korreliert werden. Außerdem genügt Frauen oft die Bestätigung, begehrt zu sein, ohne dass sie deswegen mit ihrem Freund ins Bett gehen würden."


Auch Henry will nichts von statistischen Erhebungen wissen. Für ihn ist klar, dass Freundschaften mit Frauen irgendwann immer kompliziert werden. Spätestens beim Aufwachen im gleichen Bett.

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