Der Penis

Mehr als nur ein Körperteil


Der Penis – ein Körperteil wie jeder andere, würden weibliche Wesen vielleicht sagen. Nun gut, nicht ganz wie jeder andere, doch der Kult, den Männer um den Penis veranstalten, erscheint vielen Frauen übertrieben. Während sie im Freundeskreis kaum von ihrer Intimzone erzählen, eher noch – wenn überhaupt – die Größe der Brüste vergleichen, stellt der Penis für Jungen und Männer das Thema schlechthin dar. Sie definieren sich über ihr bestes Stück, als handle es sich dabei um den Stein der Weisen. Ihr Selbstbewusstsein sinkt, wenn der Penis dies auch tut. Viele Männer bemängeln die Kürze ihres Geschlechtsteils und seitdem sich herumgesprochen hat, dass es Frauen eher auf den Umfang des Penis ankommt, wird auch dieser kritisiert. Stammtischprahlereien verstärken den Druck, der im Zusammenhang mit dem besten Stück auf dem Ego des Mannes lastet.

Gehen wir auf die für Männer so wichtige Frage ein, wie sich die Größe des Penis auf den Geschlechtsverkehr auswirkt. Die Antwort lautet: im Grunde gar nicht. Welcher Maßstab gilt nun, wenn in diesem Zusammenhang von klein und groß die Rede ist? Der durchschnittliche Penis misst erigiert zwischen zwölf und siebzehn Zentimeter, wobei die Größe des erschlafften Gliedes nicht unbedingt auf die bei der Erektion schließen lässt. Auch ein kleinerer Penis kann in lustvollen Situationen zur oft zitierten Latte werden. Apropos Latte: Die Morgenlatte, mit der der Penis nach dem Aufwachen seine Gegenwart kundtut, ist eine noch nicht wirklich erforschte Erscheinung. Sie tritt bei jedem Mann individuell verschieden auf und wird meist mit einem im Gehirn falsch verbuchten Signal der Blase an das Rückenmark erklärt. Allerdings beschweren sich männliche Wesen äußerst selten über dieses fehlgeleitete Phänomen.

Eine weitere Eigenheit des Gliedes ist seine Tendenz, Sperma unmotiviert abzugeben. Diese sogenannten feuchten Träume treten vor allem in der Jugend auf und hängen mit einem hohen Testosteronspiegel zusammen. Nach dem dritten Lebensjahrzehnt sind sie jedoch eher als Rarität zu bezeichnen und rufen so keine peinlichen Situationen mehr hervor. Sperma wird bis ans Lebensende in den Hoden produziert. Der Mythos, ein Mann könne „seine Ration verschießen“, hält sich zwar beharrlich, entbehrt aber jeder Grundlage. Somit sind häufige Samenergüsse kein Problem. Da sexuelle Erregung den Testosteronspiegel in die Höhe treibt und ein konstanter Testosteronspiegel den Geschlechtsverkehr positiv beeinflusst, sind sie sogar erwünscht. Testosteron ist überhaupt das Wunderhormon des Mannes schlechthin und ist u. a. verantwortlich für die Steigerung der Libido. Es wird in den Hoden gebildet, die eigentlich zu den inneren Organen zählen. Eine sehr dünne Haut und viele Schweißdrüsen regeln die Temperatur im Hodensack, die ca. 35 Grad beträgt – ideale Bedingungen für die Spermienproduktion.

Doch auch das Testosteron kann einen ungesunden Lebenswandel nicht ausgleichen, deswegen sollte man sich nicht zu sehr auf das Hormon verlassen und selbst etwas dafür tun, um die eigene Standhaftigkeit lange zu erhalten. Wenig Stress, ausreichend Schlaf und eine gesunde Ernährung lassen die Lust am Sex nicht einschlafen. Erektionsprobleme werden zum Beispiel durch übermäßiges Rauchen und Trinken hervorgerufen, aber auch durch Krankheiten wie Diabetes. Mangelnde Bewegung steigert die Potenz auch nicht gerade. Ein vernünftiger Lebensstil garantiert also Orgasmen bis ins hohe Alter. Wobei wir auch schon beim Thema wären. Orgasmen sind das erklärte Ziel jeder sexuellen Betätigung. Neunzig Prozent der Frauen haben ihrem Partner bereits einmal einen Höhepunkt vorgespielt. Eine Domäne der weiblichen Spezies? Mengenmäßig ja, doch auch Männer können einen Orgasmus vortäuschen und tun es auch manchmal. Es funktioniert – schließlich kontrolliert kaum eine Frau das Sperma im Präservativ. Wenn es mit dem Höhepunkt nicht klappt, ist oft auch die Herangehensweise daran schuld. Während man Frauen viele verschiedene erogene Zonen zuschreibt, unterstellt man Männern, nur die Stimulation des Penis könne ihnen Lust verschaffen. Weit gefehlt! Die Hoden reagieren ebenfalls sehr empfindlich auf Zuwendungen; weiters wären der Analbereich und die Brustwarzen zu erwähnen, deren Reizung nicht nur weiblichen Wesen süße Qualen bereitet. Männer, die zu ihrem Penis eine teilweise beinahe groteske Beziehung aufbauen, deren Selbstbewusstsein mit der Größe und Standfestigkeit steht und fällt und die sich alles in allem über ihr bestes Stück definieren, sollten sich bewusst machen, dass ihr Glied eben doch nur ein Körperteil von vielen ist. Eine Reduktion des Mannes auf seinen Penis kommt der Wirklichkeit nicht einmal annähernd nahe. Man(n) hat mehr zu bieten als nur sein Geschlechtsorgan!

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