Die Pille

Heutzutage nimmt jede zweite Frau in Österreich die so genannte Anti-Baby-Pille, so dass diese hormonelle Empfängnisverhütung die am häufigsten verwendete ist. Durch die Einnahme von diesen Präparaten wird durch ein im Labor synthetisch hergestelltes Hormon (Progestagen), das dem natürlichen körpereigenen Gestagen der Frau (Progesteron) sehr ähnlich ist, der monatliche Eisprung (Ovulation) unterdrückt.
Allgemein
Damit fehlt eine zur Befruchtung notwendige Eizelle. Das Prinzip der Pille ist durch ihre "Dreifachwirkung" zu erklären:
(1) Der Eisprung wird verhindert.
(2) Die Gebärmutterschleimhaut wird dick und lockert sich nicht auf, so dass eine Einnistung des Eis unterdrückt wird.
(3) Der Gebärmutterhalsschleim wird zähflüssig und stoppt das Eindringen von Spermien.

Es gibt so genannte Kombinationspräparate, die in einer Tablette sowohl das Hormon Östrogen (weibliches Sexualhormon) als auch das Hormon Gestagen enthalten. Neben den Einphasenpräparaten (So genannte Einphasenpräparate oder auch monophasische Präparate besitzen die gleiche Dosis von beiden Hormonen in einer Tablette. Es muss keine richtige Reihenfolge bei der Einnahme berücksichtigt werden. Die Anpassung der Pilleneinnahme an eine andere Zeitzone, z. B. bei Fernreisen mit dem Flugzeug, oder Verschiebungen der Monatsblutung sind sehr einfach möglich, = Monophasenpräparate), bei denen Östrogen und Gestagen in der gleichen Zusammensetzung vorliegen, gibt es auch Zwei- und Dreiphasenpräparate. So genannte abgestufte Präparate mit wechselnder Hormondosis von Östrogen und Gestagen. Ihre Entwicklung basierte auf der Vorstellung, dass im natürlichen Zyklus einer Frau nicht immer die gleiche Menge an Hormonen zur Verfügung steht.
Die Einnahme dieser Präparate empfiehlt sich für Frauen, die Einphasenpräparate längerfristig nicht vertragen. Hierbei ist die Reihenfolge in der Packung genau zu beachten. Die Einnahme beginnt am ersten Tag der normalen Regelblutung und erstreckt sich über 21 Tage. Anschließend wird eine siebentägige Pause eingelegt, in der es, im Gegensatz zur natürlichen Regelblutung, zu einer leichteren und weniger schmerzhaften regelähnlichen Blutung kommt.
Darüber hinaus gibt es die so genannte Minipille, die im Gegensatz zu Kombinationspräparaten östrogenfrei ist, also nur das Hormon Gestagen enthält. Dieses bewirkt, dass der Schleim im Gebärmutterhals für das Durchwandern der männlichen Samenzellen undurchlässig gemacht wird. Sie weist keine durch Östrogen verursachten Nebenwirkungen auf, ist aber trotzdem genauso sicher wie östrogenhaltige Kombinationspräparate. Daher ist sie besonders für junge Frauen, stillende Mütter und Diabetikerinnen geeignet. Im Unterschied zu Kombinationspillen wird der Eisprung nicht verhindert. Minipillen sollten immer ziemlich exakt zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Bei Kombinationspräparaten liegt die Toleranzgrenze bei 12 Stunden nach dem festgesetzten Termin. Durch die Einnahme der Minipille wird lediglich über eine Veränderung der Gebärmutterschleimhaut und insbesondere des Schleims im Gebärmutterkanal eine Schwangerschaft verhindert. Wichtig ist, dass die Patientin zusammen mit ihrem Arzt entscheidet, welche Pille sich am besten für sie eignet. Abgesehen davon, dass man jeden Tag an die Einnahme denken muss, gilt die Pille, wenn sie zuverlässig eingenommen wird, als sehr sicheres Verhütungsmittel. Der Pearl-Index beträgt 0,2 bis 0,5. Durch diesen Index werden Versagerquoten entsprechender Verhütungsmethoden festgestellt. Er dient dazu, die Sicherheit der einzelnen empfängnisverhütenden Methoden zu ermitteln. Es geht dabei um die Anzahl der unerwünschten Schwangerschaften trotz Verhütung, getestet an 100 Frauen über den Zeitraum eines Jahres.
Zyklus ohne Pille
Sofern eine Frau nicht schwanger ist, werden die obersten Schichten der Gebärmutterschleimhaut in Form einer Blutung in monatlichen Zyklen abgestoßen. Diese monatliche Regelblutung, auch Menstruation (lat. menstruus allmonatlich) oder Periode (Kreislauf, Zeitabschnitt) genannt, ist charakteristisch für die fruchtbaren Jahre der Frau. Sie beginnen mit der ersten Regelblutung in der Pubertät, der Menarche, und enden mit der so genannten Menopause, dem Zeitpunkt der letzten Periode.
Im Durchschnitt dauert der Zyklus einer Frau 28 Tage. Doch lediglich auf 10 bis 15 Prozent der Frauen trifft das zu. Mit dem ersten Tag einer Blutung beginnt auch ein neuer Zyklus (Tag 1). Er ist abgeschlossen, bevor es zur nächsten Regelblutung kommt. Bestimmte Hormone steuern seinen Ablauf. Diese werden aus der Hirnanhangdrüse freigesetzt und kontrollieren in den Eierstöcken die Eireifung und den Eisprung (Ovulation). Zwei Hormone mit unterschiedlicher Wirkung nehmen einen entscheidenden Einfluss: Das FSH (follikellstimulierendes Hormon), das die Reifung der Eizellen veranlasst, und das LH (luteinisierendes Hormon), welches den Eisprung hervorruft. Die Eierstöcke reagieren auf die Wirkung der Hormone LH und FSH, indem sie Östrogen und Gestagen produzieren und ausschütten.
Zyklus mit Pille
Das Prinzip der Rückkoppelung zwischen Hormonen aus den Eierstöcken (Östrogen, Gestagen) und der Hirnanhangdrüse (FSH, LH) ist bei der Schwangerschaftsverhütung mit der Pille für ihre Wirkung von außerordentlichem Nutzen:
Die Freisetzung von FSH und LH wird durch einen relativ hohen Anteil von Östrogen und Gestagen gehemmt, wohingegen die Hirnanhangdrüse bei einem niedrigen Spiegel von Östrogen und Gestagen zur vermehrten Ausschüttung von FSH und LH angeregt wird. In kombinierten Pillenpräparaten werden dem Organismus mit jeder Tablette gleichzeitig Östrogen und Gestagen, zusätzlich zum körpereigenen Östrogen und Gestagen, zugeführt. Durch die verstärkte Menge dieser beiden Hormone im weiblichen Körper wird schon nach 2 bis 3 Tagen ein gleich bleibender Hormonspiegel aufgebaut, der die Ausschüttung von FSH und LH aus der Hirnanhangdrüse und gleichermaßen die Eireifung bzw. den Eisprung (Ovulation) unterdrückt. Die Produktion körpereigenen Östrogens und Gestagens wird gehemmt, durch die regelmäßige Hormonzufuhr mit der Pille wird jedoch dieser "Verlust" wieder aufgehoben. Somit kommt es auch nicht zu Mangelerscheinungen.
Nebenwirkungen
Die regelmäßige Einnahme der Pille kann zu unerwünschten Begleiterscheinungen wie z. B. Gewichtszunahme, Übelkeit, Müdigkeit, Spannungsgefühl in den Brüsten, trockene Scheide etc. führen. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislaufstörungen. Bei Bluthochdruck, zu hohem Blutfettspiegel, Leberleiden und anderen Störungen ist die Gefahr einer Thrombose größer. Das Risiko für Thrombose und Schlaganfälle ist gerade bei Raucherinnen, insbesondere bei Frauen über 30 Jahren, leicht erhöht. Als günstige Nebenwirkungen sind zu erwähnen: Menstruationsbeschwerden und Zyklusstörungen können gemildert werden, Verbesserung von Akne bei hoch dosierten Kombinationspräparaten. Die Blutungen werden geringer, so dass ein Eisenmangel vermieden wird (Eisenmangelanämie). Außerdem schützt die Pille vor Gebärmutter-, Eierstock- und Brustzysten und senkt das Risiko von Infektionen der inneren Genitalien und einer Extrauterinschwangerschaft (Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter).
Wirkstoffe
Östrogen

Dieses Hormon reguliert den weiblichen Zyklus in Form von Eireifung, Eisprung und der Monatsblutung. Die durch die Einnahme der Pille fehlende körpereigene Östrogenproduktion muss durch die Gabe eines Estrogens in der Pille ersetzt werden. Bei der Östrogendosis in der Pille sollte stets auf den Grundsatz geachtet werden: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich." Da Östrogen neben zahlreichen erwünschten Reaktionen (Vermeidung von Zwischenblutungen, positive Einflüsse auf die Haut und den Stoffwechsel), auch Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, Brustspannen, Übelkeit, Gerinnungsstörungen) hervorrufen kann. Während früher hohe Östrogendosen verwendet wurden, hat man es durch intensives Forschen ermöglichen können, den Östrogenanteil in der Pille um 80 Prozent zu reduzieren. Die Verhütungssicherheit ist jedoch dadurch nicht eingeschränkt. Somit enthält das Präparat mit der niedrigsten Dosis in Deutschland pro Pille gerade mal noch 20 Mikrogramm Östrogen, d. h. nur noch 20 Millionstel Gramm dieses Hormons.

Gestagen
Dieses Hormon ist hauptverantwortlich für die Wirkung der Pille. Der Wirkstoff der mexikanischen Schwarzkopfwurzel dient als natürliche Ausgangssubstanz, die analog dem körpereigenen Gestagen der Frau (Progesteron) ist. Der natürliche Wirkstoff ist Progesteron. Er leitet sich vom männlichen Sexualhormon Testosteron ab und stoppt die Freisetzung der Hormone FSH und LH aus der Hirnanhangdrüse und unterdrückt somit Eireifung und Eisprung. In der dreißigjährigen Geschichte wurden immer gezielter wirkende Gestagene entwickelt, um die unerwünschten Begleiterscheinungen noch mehr zu unterbinden.
Historisches
1951: Dieses Jahr war entscheidend in der Entwicklung der Pille.
Der 1939 aus Wien, damals noch Teil des deutschen Reiches, in die USA emigrierte Carl Djerassi (siehe Bild) meldete ein empfängnisverhütendes Mittel zum Patent an. Dieses bestand aus einem Abkömmling des weiblichen Geschlechtshormons Progesteron. Die vor einer Schwangerschaft schützende Wirkung des Progesterons kannte man schon vorher; Doch als oral verabreichtes Präparat, wie erstmals in diesem Fall, wurde es noch bis dahin im Körper durch seinen Verbrauch unwirksam gemacht.
1998: Etwa 60 bis 80 Millionen Frauen weltweit verhüteten mit der Pille, das sind mehr als 2 Prozent der Weltfrauenbevölkerung.
Für viele Menschen stellte damals diese Methode der Verhütung endlich eine Art sexuelle Befreiung dar: Gerade Frauen konnten Sex, Lust und Liebe ohne die ständige Angst vor einer Schwangerschaft unbeschwerter erleben. Eher konservativ denkende Menschen sahen in der Verhütung mit Pille einen Bruch in der gesellschaftlichen Moral.

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