Verhütung bizarr!
Essig und Krokodilsmist – Verhütung anno dazumal
Während wir heute in die Apotheke oder Drogerie wandern, um geeignete Verhütungsmittel einzukaufen, waren die Menschen früherer Zeiten auf ihren Erfindungsreichtum angewiesen, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Viele der damaligen Ideen muten jedoch skurril und gefährlich an.
Man würde kaum glauben, wie einfallsreich die Leute anno dazumal waren, wenn es darum ging, unerwünschte Schwangerschaften zu vermeiden. Allerdings ließe sich über das Wort „einfallsreich“ streiten, denn manche Methoden wirken doch eher wahnsinnig als innovativ – und gefährdeten die Gesundheit der Frauen. Steine zum Beispiel, die in die Vagina geschoben wurden und den Muttermund verschließen sollten. Dazu wurden auch Amulette genutzt, mit verschiedenen Symbolen beschrieben, um der Fruchtbarkeit entgegen zu wirken. Die Schmuckstücke waren den verschiedenen Gottheiten geweiht und sollten ihre Zauberkraft sozusagen direkt an Ort und Stelle ausüben. Es ist anzunehmen, dass dieses Einführen von Gegenständen nicht unbedingt das Wohlbefinden der Frauen steigerte, eher zu Wunden und Infektionen führte. Auch ob der Zweck der Empfängnisverhütung wirklich erfüllt wurde, darf bezweifelt werden. (Und war der Mann besonders gut bestückt, hatte wohl auch er in diesem Fall keine rechte Freude beim Geschlechtsverkehr …)
Im alten Ägypten wurde eine ähnliche Methode verwendet, um den Koitus vermeintlich unbeschwert genießen zu können. Allerdings bedienten sich die Ägypter eines Materials, das sie ihren Frauen einführten, mit dem man normalerweise nicht gerne in Berührung kommt. Vermischt mit Honig und Blättern der Akazien wurde der Dung von Krokodilen in Hüllen aus Baumwolle gefüllt und in die Vagina geschoben. Der hohe Säuregehalt des Dungs und die klebrige Konsistenz des Honigs machen es wahrscheinlich, dass diese Art der Verhütung sogar Wirkung zeigte.
Allerdings wurde durch diesen Brei auch die Schleimhaut stark in Mitleidenschaft gezogen und das natürliche Gleichgewicht der Scheide zerstört. Dies war ebenso der Fall bei einem Verhütungsapparat, der von der reichen Bevölkerung eingesetzt wurde und an Umständlichkeit und Ineffektivität wohl kaum zu überbieten war. Ein Blasebalg aus Gummi mit zwei angeschlossenen Schläuchen sollte dem Sperma den Garaus machen. Ein Schlauch war mit einem Gefäß verbunden, das Essig enthielt, der zweite steckte in der Vagina. Die Frau hatte nun die Aufgabe, die Säure in die Scheide zu pumpen, um so eine Schwangerschaft zu verhindern. Ein sinnloses Unterfangen, da der Orgasmus des Mannes praktisch auf die Sekunde genau vorhergesagt werden musste und der scharfe Essig großen Schaden im Körper des weiblichen Geschlechts anrichtete. Dass die Frauen auf diese Weise sexuelle Begegnungen auch nicht wirklich genießen konnten, versteht sich von selbst!
Eine Variante der Verhütung, die sich bis in unsere Zeit erhalten hat, ist die der Portiokappen. Allerdings werden diese heute aus Latex oder Gummi hergestellt, dem Muttermund genau angepasst und so kommt es nicht wie in früheren Jahren zu Infektionen und Verletzungen. Als in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts Arbeitskräfte rar und so auch Frauen für die Fließbandarbeit benötigt wurden, kamen die ersten Pessare und Spiralen zum Einsatz. Gräfenberg konstruierte einen Ring, welchen man in die Gebärmutter einsetzen konnte. Dieser war aus Silber, und da dieses Metall in jener Zeit einen hohen Anteil an Kupfer aufwies, war es besonders geeignet, um die Eizelle davon abzuhalten, sich in der Gebärmutter einzunisten. Durch Kupfer wird eine dauerhafte Entzündung hervorgerufen, die eine Einnistung und somit eine Schwangerschaft verhindert.
Schon immer gingen die Erfinder den Weg, den Penis und die Gebärmutter zu trennen und so zu verhindern, dass das Sperma zur Eizelle gelangt, um diese zu befruchten. Ein Diaphragma wurde bereits in der Antike konstruiert – wenn auch aus einem Naturprodukt, das wir heute kaum mehr verwenden würden: Die Schale einer Zitrone wurde wie ein Schirm benutzt, um die Samenflüssigkeit zu stoppen. Kondome sind ebenfalls keine Entdeckung unserer modernen Zeit. An die zweitausend Jahre wird diese Art der Verhütung bereits praktiziert, wenn auch die Materialen einem stetigen Wandel unterzogen wurden. Der Darm des Schafes fand ebenso Verwendung wie die Fischblase, die sich durch ihre Weichheit besser eignete, über den Penis gezogen zu werden.
Von dem Überangebot an Kondomen, das wir heute vorfinden, konnten die Menschen anno dazumal jedoch nur träumen: Es wäre interessant, zu wissen, was sie zu unseren knallbunten Präservativen mit Erdbeergeschmack, Noppen oder anderen Spielereien gesagt hätten. Gar nicht zu reden von der Möglichkeit, einfach eine Tablette pro Tag einzunehmen, um auf diese Weise einer Schwangerschaft zu entgehen – oder eine Sterilisation durchführen zu lassen.
Eines ist jedenfalls sicher: Auch wenn wir heute noch viele Überlegungen anstellen, für welche Verhütungsmethode wir uns entscheiden sollen, so haben wir doch immense Vorteile, um die uns frühere Generationen sicherlich beneidet hätten. Die Auswahl ist größer geworden und so können auch Frauen, die zum Beispiel auf gewisse Materialien allergisch reagieren, Wege finden, sich vor einer unerwünschten Schwangerschaft zu schützen. Die vorhandenen Mittel weisen – bei ordnungsgemäßer Handhabung – durchwegs eine hohe Wirksamkeit auf. Normalerweise muss keine Frau mehr befürchten, trotz Verhütung schwanger zu werden. Das Zittern, ob die Periode auch wirklich eintritt, hat ein Ende. Das Wichtigste jedoch: Die Forschung ist so weit fortgeschritten, dass keine Gesundheitsschäden zu befürchten sind, wenn man sich für eine Spirale, die Pille oder ein Hormonpflaster entscheidet. Denkt man an die extremen Praktiken der Vorzeit, schätzt man diese Tatsache umso mehr.
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